Gesundheit
für alle!
Gesundheitsförderung im Stadtteil
Von
März bis Juni 2004 und von November 2004 bis Juni 2005 führte
ich zusammen mit der Wetzlarer
Arbeitsloseninitiative e.V. WALI im Nachbarschaftszentrum Silhöfer
Aue ein offenes Gesundheitsprojekt für die Bewohner/innen des Stadtteils
"Westend" durch. Parallel zur Lebensmittelausgabe der "Mahlzeit"
wurden Aktionen zum Mitmachen, Auftanken und Kraft schöpfen angeboten.
Im 14-täglichen Wechsel wurde entweder gemeinsam gekocht und
Mittag gegessen oder ein sozialtherapeutisches Kreativangebot zum Mitmachen
angeboten. Nebenbei konnten sich die Teilnehmer/innen rund um die Themen
Beruf und Gesundheit informieren und beraten lassen. Schon nach den
ersten Wochen zeichnete sich ab, dass das Angebot rege genutzt wurde.
Für viele waren die wöchentlichen Treffen ein Ausblick im
Alltag der Erwerbslosigkeit und Suchtproblematik. Etwas für sich
selbst zu tun, hatten viele bislang völlig vernachlässigt.
Die Angebote gaben den Impuls zur Veränderung der eigenen Situation
- insbesondere die Beratung wurde dadurch stark und auch über die
Projektzeiten hinaus in der WALI nachgefragt.
Das Projekt
wurd gefördert durch das Programm L.O.S.
"Lokales Kapital für soziale Zwecke" und in Zusammenarbeit
mit der Mahlzeit des Diakonischen Werks Wetzlar und der Stadt
Wetzlar durchgeführt. Damit gehörte das Gesundheitsangebot
zu einer Reihe von Projekten, die im Rahmen des Programms "soziale
Stadt" für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf durchgeführt
wurden. Ziel war beim Gesundheitsprojekt einerseits das individuelle
Stärken und Fördern von Ressourcen, aber andererseits auch
die Partizipation im Stadtteil.
Als
niedrigschwelliges und offenes Angebot konzipiert, konnten sich Interessierte
unverbindlich das Gesundheitsangebot anschauen, sporadisch teilnehmern
oder auch nur einzelne Bausteine (z.B. nur Gruppenangebot oder nur Beratung)
in Anspruch nehmen. Für
die Arbeit im Projekt hieß das aber auch, mit unterschiedlichsten
Zielgruppen zu arbeiten. Auch wenn für viele das vordringlichste
Problem die Erwerbslosigkeit ist, so spielen auch Sucht, psychische
Erkrankung, Migration, Allleinelternschaft u.v.m. eine große Rolle
bei der Beratung. Ins Projekt kamen Menschen unterschiedlichster Herkunft
und verschiedenen Alters, die gemeinsam kochten, aßen, malten,
gestalteten, pflanzten und sich dabei austauschten und kennen lernten.
Gleichzeitig bot
der wöchentliche Rhythmus die Möglichkeit zur kontinuierlichen
Teilnahme und zum weitergehenden Engagement.
So
beteiligten sich zum Beispiel am Ende des ersten Projektteils viele
Teilnehmer/innen bei der Vorbereitung und Gestaltung des "Gesundheitsfestes".
Im zweiten Projektteil wurde ein gemeinsam mit den Teilnehmer/innen
ein Kräutergarten für den Stadtteil angelegt, der nach Ablauf
des Projektes von Teilnehmer/innen weiter ehrenamtlich gepflegt wird.
In einer von den Teilnehmer/innen erstellten "Kräuterfibel"
können sich Interessierte über die angebauten Kräuter,
ihre Wirkung und Verwendung informieren. Aus verschiedenen Einheiten
des Kreativangebotes wurde zusammen mit den Teilnehmer/innen ein Großbild
mit Rahmen erstellt, das nach Ablauf des Projektes dem Nachbarschaftszentrum
gespendet wurde und nun ausgestellt ist.
Kreative
Sozialtherapie
Kreative Sozialtherapie ist ein Baustein des Projektes. Jeden zweiten Dienstag habe ich ein
kreatives Angebot zum Mitmachen angeboten. In einer angeleiteten Gruppe
fanden die Teilnehmer/innen mit kreativen und erlebnisorientierten Methoden
persönliche Zugänge zu den Themen Gesundheit, Krankheit und
Körper. Diese konnten in Collagen, Bildern und Gestaltungen ihren
Ausdruck finden. Unterschiedliche Methoden und Techniken wurden eingesetzt
- wie zum Beispiel Malen, Objektbau, Gemeinschaftsbilder oder Linolschnitt.
Die nonverbale Gestaltung eines Themas ist manchmal der erste Schritt,
es auszudrücken. Anschließend wird dann vielleicht ein Beratungsgespräch
gewagt.
Dabei
ist das Ziel, körperliche, emotionale und soziale Handlungen stärker
wahrzunehmen und zu lernen, dass man sie im Dienste des eigenen Gesundheitsprozesses
einsetzen kann. Krank machende Handlungsmuster können erkannt und
Möglichkeiten zur Veränderung erarbeitet werden. Positive
Ansätze werden verstärkt, es wird herausgearbeitet, was den
Teilnehmer/innen persönlich "gut tut". Daraus entwickeln
sich Anregungen für Veränderungen. Dabei werden vorrangig
Selbsthilfepotentiale gesucht und verstärkt mit dem Ziel die persönlichen
Ressourcen zu fördern. Es geht in dieser Arbeit natürlich
um eine sinnvolle Ergänzung zu medizinischer Behandlung, nicht
um ihren Ersatz. Aber sie hat Bedeutung gerade auch im präventiven
Bereich, und sie zeigt den Menschen: "Du kannst selbst etwas (Sinnvolles)
für Dich (und andere) tun, und es tut dir gut, etwas zu tun!"
Zum
Beispiel: Wünsche für die Gesundheit gestalten
In einer Einheit ging es um persönliche und gesellschaftliche Wünsche
zum Thema Gesundheit. Zunächst wurden gemeinsam Wünsche gesammelt
und so durch die Gruppe Anregungen gegeben. Aber auch unterschiedliche
Gefühle wie z.B. die Wut über gesellschaftliche Missstände
konnten auf dem Plakat ihren Platz finden. Anschließend konnten
alle Teilnehmer/innen Collagen oder Bilder zu den Wünschen gestalten,
die sie
persönlich angesprochen haben. Einen Wunsch - wie z.B. das Rauchen
aufzuhören oder sich mehr zu bewegen - zu formulieren und zu gestalten
kann schon ein erster Schritt zu seiner Verwirklichung sein. Durch die
Vorstellung der Bilder in der Gruppe wurden die Wünsche konkretisiert
und erste Schritte zu ihrer Realisierung überlegt. So konnte erfahren
werden, dass so manche Verwirklichungen gar nicht so weit weg liegen.
Ein neuer Teilnehmer bemerkte zum Beispiel nach dem Angebot: "So
etwas habe ich schon ewig nicht mehr gemacht, das hat richtig gut getan!"
Weitere
Informationen zum Projekt:
Projektflyer 2. Phase (pdf
1,0 MB) zum Download
Projektdokumentation
und Auswertung des 2. Projektteils (pdf 1,25 MB) zum Download
Projektdokumentation
und Auswertung des 1. Projektteils (pdf 1,15 MB) zum Download
Weitere Informationen zum Thema Integration und Stadtteilarbeit:
Auf
dieser Seite:
Integration und Stadtteilarbeit (Themeninfo)
Projekt: Gestalterischer Dialog - Gespräche
auf der Leinwand
Projekt:
Recycling-Skulpturen:
Integrativer
Workshop zum Thema "Armut und Reichtum"
Projekt:
Wohnumfeldgestaltung im Stadtteil
Fortbildung: Holzskulpturen zum Thema Teamarbeit
für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen im Stadtteil
Event: Arbeitslosigkeit überbrücken
- Mitmachkunstwerk beim Gießener Kunstspektakulum Fluss mit
Flair 2008
Auf
anderen Seiten:
Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf
- die soziale Stadt": http://www.sozialestadt.de/
Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie: Rundbriefe mit Aufsätzen:
http://www.leibi.de/takaoe
Online-Fachinformationsdienst zur Integrativen Stadt(teil)entwicklung http://www.stadtteilarbeit.de
Weitere Informationen zu kreativer Sozialtherapie:
Auf
dieser Seite:
kreative Sozialtherapie
(Themeninfo)
Projekt:
Gestalterischer Dialog - Gespräche auf
der Leinwand
Projekt:
Maskenbau und szenisches Spiel
Fortbildung: Fachtag kreative Sozialtherapie
"Zwischen Loslassen und Verantworten" am 19.11.2005 in Mainz
Auf
anderen Seiten:
Zukunftswerkstatt Tanz Musik und Gestaltung http://www.zukunftswerkstatt-tk.de
Deutscher Fachverband für Sozialtherapie http://www.dfs-aktiv.de
www.bunte-projekte.de
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