Bunte Projekte

 


Martina Bodenmüller

Diplom-Pädagogin
Gestaltungs-Sozialtherapeutin
wissenschaftliche Autorin

 

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Letzte Aktualisierung:
Mai 2018

 


Arbeitslosigkeit - wie ein leeres Blatt Papier

 

Arbeitslosigkeit kann heute jeden Treffen. Nur noch selten sind Biographien lückenlos, Karrieren gradlinig. Auch wenn sie manchmal eine Verschnaufpause in einer immer stressiger werdenden Arbeitswelt sein kann, ist lang anhaltende Erwerbslosigkeit für die meisten Betroffenen verbunden mit Armut, Perspektivlosigkeit und Ausgrenzung.

Seit Hartz IV und dem Wegfall der Arbeitslosenhilfe hat sich die Situation finanziell für viele verschärft. Wer länger als ein Jahr ohne Erwerbstätigkeit ist, lebt am Existenzminimum. Vielen Betroffenen, wie zum Beispiel jungen Erwachsenen unter 25 Jahren, die von zu Hause ausziehen, wird selbst das verwehrt. Die Folgeprobleme sind vielfach nicht nur Finanznot und Schulden, sondern auch ungesunde Ernährung oder soziale Vereinsamung aufgrund der finanziellen Engpässe.

Weit über 4 Millionen Menschen leben in Deutschland von Hartz IV, immer mehr Menschen müssen zu ihrem Einkommen ergänzend Sozialleistungen beantragen.
Fast jedes siebte Kind unter 18 Jahren ist in Deutschland auf Hartz IV angewiesen. In ihren Regelsätzen ist kaum genug Geld vorgesehen für eine Bus-Monatsfahrkarte, der Besuch von Kursen oder Vereinen oder Nachhilfeunterricht. Damit werden sie von sozialen Zusammenhängen ausgeschlossen und in Bezug auf Bildung bereits benachteiligt, bevor sie überhaupt anfangen, eine Arbeitsstelle zu suchen.

Lang andauernde Arbeitslosigkeit wirkt sich in psychischer Hinsicht negativ auf die Betroffenen aus. Wenn immer wieder Bewerbungsunterlagen zurückgeschickt werden und Absagen ins Haus flattern, nagt das am Selbstbewusstsein. Das Gefühl, nutzlos und nicht erwünscht zu sein, bleibt. Erfolgserlebnisse und positive Rückmeldungen, die vorher im Berufsleben vielleicht als selbstverständlich hingenommen wurden, sind nun Mangelware. Insofern gleicht Arbeitslosigkeit in vieler Hinsicht der Situation, vor einem leeren Blatt Papier zu sitzen. Alles ist offen, nichts ist klar oder gewiss. Der Wunsch nach Veränderung und Neuanfang ist da, aber es stellt sich die schwierige Frage, wie der erste Schritt oder "Pinselstrich" gelingen kann.

Arbeitsloseninitiativen sind in dieser Situation eine Stütze. Ihre Angebote stellen eine Möglichkeit, die schwierige Situation der Arbeitslosigkeit zu gestalten und Wege zu finden, damit umzugehen oder gar herauszufinden. Insbesondere kreative und kulturpädagogische Angebote helfen, Mutlosigkeit zu überwinden, Selbstbewusstsein wieder zu gewinnen und eigene Ideen und Perspektiven zu entwickeln. Denn der Weg aus dem "Ödland" Arbeitslosigkeit, das Finden einer Stelle, einer Nische, ist nicht nur eine Fleißaufgabe, sondern ebenfalls ein kreativer Prozess. Kreativität, Eigeninitiative, eigene und neue Ideen sind meist gefragt, um die persönliche Situation zu verändern - aber auch um auf gesellschaftlicher und politischer Basis Veränderungen zu bewirken. Kreative und niedrigschwellige Angebote, die diese Potentiale wecken, können hierzu ein erster Schritt sein, eine Ressource für Veränderung, ein Anfang.


Weitere Informationen, Konzept- und Projektbeispiele zum Thema Erwerbslosigkeit finden Sie auf folgenden Seiten:
Konzept: Mit Kreativität und Eigeninitiative zum Wiedereinstieg in das Berufsleben - Leitfaden für Kulturprojekte
Hörspiel Soziale Gerechtigkeit und Hartz IV
Skulpturen für Gießen

Arbeitslosigkeit als Spiel
Gips-Workshop zu beruflichen Wünschen und Perspektiven
Maskenbau und Theater mit Erwerbslosen zum Thema Vorurteile
Puppenbau und Puppentheaterspiel
Ein Denkmal für Tile Kolup - Fliesen-Mosaik-Projekt

Anders leben - anders arbeiten
Erwerbslosen-Theater
Aktion: Arbeitslosigkeit überbrücken
Auf der Seite Veröffentlichungen finden Sie weitere Artikel zum Thema Erwerbslosigkeit.

Einige Arbeitsloseninitiativen:
Kompass-Initiativen in Südhessen (Darmstadt, Dieburg, Groß Gerau u.a.)
Arbeitsloseninitiative Gießen e. V.
Arbeitsloseninitiative im Lahn-Dill-Kreis WALI e. V.
Hilfe im Nordend der evangelischen Luthergemeinde Frankfurt


Informationen und Beratung zu Erwerbslosigkeit und Hartz IV auf anderen Seiten:
Förderverein gewerkschaftliche Arbeitslosenarbeit e.V.: http://www.erwerbslos.de
Anti-Hartz-Bündnis: http://www.anti-hartz.de/
Sozialhilfeberatung Tacheles: http://www.tacheles-sozialhilfe.de/
Bundesarbeitsgemeinschaft Prekäre Lebenslagen e.V.: http://www.bag-shi.de/
Arbeitslosen-Netz mit Forum: www.arbeitslosen-netz.de

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