Bunte Projekte

 


Martina Bodenmüller

Diplom-Pädagogin
Gestaltungs-Sozialtherapeutin
wissenschaftliche Autorin

 

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Letzte Aktualisierung:
Februar 2013

 


Streetwork in der Jugendhilfe

Streetwork-BusMit Streetwork können Jugendliche und Jugendszenen, die sich vorher allen sozialpädagogischen Bemühungen entzogen haben wieder ereicht werden. Seien es sogenannte Straßenkinder, Punks, Raver, wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene oder Cliquen im Stadtteil. Dies verdeutlichen viele Praxisberichte unterschiedlicher Einrichtungen mit ihren hohen Fall- und BesucherInnenzahlen (detaillierte Infos siehe unten). Im Mittelpunkt von Streetwork steht dabei die aufsuchende Arbeit in der Lebenswelt der Jugendlichen. Dies beinhaltet nicht nur die Kontaktaufnahme mit Jugendlichen im Bahnhofsbereich und in der Innenstadt, sondern auch das Miterleben und Kennenlernen dieses sozialen Raumes. Die Streetworker/innen begeben sich dabei als Gast in die Szene und akzeptieren die dort geltenden Grenzen und Regeln.Einige Arbeitsgrundsätze von Streetwork sind:

Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen

Ziel von Streetwork ist es, den Jugendlichen dauerhafte, verlässliche Beziehungsangebote zu machen, die sie - auch in Krisensituationen - annehmen können. Der Aufbau vertrauensvoller Beziehungen ist im Grunde das Kernstück der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Grundvoraussetzungen hierfür sind selbstver-ständlich Akzeptanz, Freiwilligkeit und Verschwiegenheit. Dies schließt eine Zuführung von Jugendlichen (z.B. durch Polizei, Gerichtsauflagen) sowie eine personenbezogene Aktenführung aus.

Akzeptanz und Parteilichkeit

Eine akzeptierende Grundhaltung gegenüber der Zielgruppe ist die Basis, auf der sich ein Vertrauensverhältnis bilden kann. Akzeptanz und Parteilichkeit bedeutet, Lebensstile und Sichtweisen zu akzeptieren, keinen Veränderungsanspruch zu stellen und sich für die Belange der Jugendlichen einzusetzen. Dabei geht es hier nicht um eine gleichgültige, abwartende Haltung gegenüber den Jugendlichen. Angemessen sind Empathie und Wertschätzung. Denn nur in einem Klima, wo ausgegrenzte Jugendliche anfangen können, sich akzeptiert, angenommen und "zu Hause" zu fühlen, können sie auch beginnen, Verhaltensweisen zu überprüfen, gegebenenfalls zu revidieren und neue Wege auszuprobieren.

Stabilisierung in der Lebenswelt

Unverzichtbar ist dabei, den Jugendlichen die Zeit zu lassen, die sie brauchen. Streetwork drängt nicht, sie macht Angebote, zieht sich aber auch gegebenenfalls wieder zurück. Ziel von Streetwork ist nicht das Herausholen von Jugendlichen aus einer vermeintlich gefährdenden Lebenswelt, sondern Stabilisierung und Beziehungsaufbau und die Erschließung von Ressourcen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit der Streetwork in Kontakt kommen, haben alle bereits auf unterschiedliche Art und Weise versucht, ihre schwierige Lebenssituation zu bewältigen. Dabei haben sie verschiedene Überlebensstrategien entwickelt, die als wirkliche Kompetenzen angesehen werden können, teilweise aber auch für ihr Weiterleben eher hinderlich oder gefährlich erscheinen.

Hund auf RucksackWahlmöglichkeiten und Ressourcen erschließen

Ziel von Streetwork ist es, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein breiteres Handlungsspektrum an Bewältigungsmöglichkeiten zu eröffnen und damit ihre individuellen Kompetenzen zur Lebensbewältigung zu erweitern. Dazu gehört das Erschließen von personellen, sozialen und finanziellen Ressourcen. Streetwork orientiert sich dabei an den aktuellen Bedürfnissen und Hilfewünschen und stellt keine Vorbedingungen. Im Mittelpunkt steht der jeweilige Jugendliche als ganzer Mensch mit seiner individuellen Geschichte und seinen persönlichen Bedürfnissen und Zukunftsplänen. Ziele sind die Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung der Jugendlichen, sowie die Förderung ihrer Entwicklung hin zu einer "eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit" (KJHG §1).

Ansetzen an den Grundbedürfnissen - ganzheitliche Hilfe bieten

Die Angebote der Streetwork sind niedrigschwellig , d.h. sie setzen an elementaren Grundbedürfnissen an und bedürfen keinerlei Voraussetzungen des Zugangs. Sie tragen dazu bei, die Lebenssituation der Jugendlichen zu verbessern und eine existentielle Grundversorgung zu sichern. Sie dienen zunächst der Überlebenshilfe, der Stabilisierung in Krisen- und Notsituationen. Wieviel und welche Hilfe die Jugendlichen annehmen wollen, entscheiden sie selbst. Die angebotene Hilfe hat stets ganzheitlichen Charakter: die Jugendlichen können mit der Gesamtheit ihrer Problemlagen kommen und Gehör finden; Streetworkerinnen und Streetworker sind nicht nur für einzelne Problembereiche zuständig. Dabei werden Unterstützungsmöglichkeiten geboten, die den Jugendlichen ermöglichen, den nächsten Schritt Veränderung ihrer Lebenssituation selbst in Angriff zu nehmen. Hilfe zur Selbsthilfe und Förderung von Eigenverantwortung stehen im Vordergrund. Streetwork wendet den Blick ab von den Schwächen der Jugendlichen - die so oft im Mittelpunkt stehen - und setzt sich zum Ziel, an den bestehenden Stärken der Jugendlichen (z.B. Kreativität, Selbständigkeit) anzusetzen und diese zu fördern.

Positive Gruppenstrukturen stärken

Dabei werden die Jugendliche weder als Problemverursacher noch als hilflose Opfer gesehen, sondern als handelnde Subjekte, die für ihre Verhaltensweisen einen Grund haben. Sie werden als grundsätzlich kompetent betrachtet, was ihr Leben, ihre Aussagen und ihr Umfeld betrifft. Streetwork versucht daher nicht, Szenen und Treffpunkte aufzulösen oder einzelne Jugendliche aus gefährdenden Milieus "herauszuholen". Ziel ist vielmehr, den Einzelnen in seinem Lebensumfeld zu stabilisieren, und dazu gehört auch das Einbeziehen seiner sozialen Bezüge und der dort potentiell verfügbaren Ressourcen. Dabei sollen positive Gruppenstrukturen gestärkt und die dort vorhandenen Kompetenzen und Handlungspotentiale mobilisiert werden.

Benachteiligungen abbauen - gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen

Wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene sind vielfach von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen und von Benachteiligungen betroffen. Ziel von Streetwork ist es daher, Benachteiligungen abzubauen und gleichzeitig Lebensräume zu erhalten bzw. zu eröffnen. Streetwork setzt sich gemäß einer "Anwaltschaft" bzw. Szeneinteressensvertretung mit den Jugendlichen zusammen für ihre Bedürfnisse ein. Ziel ist weiterhin, repressive ordnungspolitische Zugriffe (die z.B. eine direkte Benachteiligung darstellen) zu reduzieren und die soziale Integration zu fördern. Damit einher geht das Aufdecken, Benennen und Abbauen von Stigmatisierung und Diskriminierung der Zielgruppe. Dies geschieht mit Hilfe von Öffentlichkeitsarbeit, Projekten und Gemeinwesenarbeit. Um auf politischer Ebene gezielt Strukturen und Rahmenbedingungen zu verändern, bedarf es einer sozialen Infrastruktur, die der Benachteiligung entgegenwirkt, Chancengleichheit ermöglicht und den Bereich präventiver Maßnahmen miteinschließt. Streetwork arbeitet insbesondere in Gremien, Arbeitskreisen und Öffentlichkeit mit darauf hin, gesellschaftliche Verbesserungen für ausgegrenzte Jugendliche zu erzielen.

Weitere Informationen zu Streetwork und wohnungslosen Jugendlichen finden Sie:

Auf dieser Seite:
Buch: Streetwork und Überlebenshilfen
Buch: Auf der Straße leben - Mädchen und junge Frauen ohne Wohnung
Wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene (Themeninfo)
meine weiteren Veröffentlichungen zum Thema

Auf anderen Seiten:
Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork / Mobile Jugendarbeit: http://www.bundesarbeitsgemeinschaft-streetwork-mobile-jugendarbeit.de/
Landesarbeitsgemeinschaften Streetwork / Mobile Jugendarbeit:
Nordrhein-Westfalen: http://www.streetmob-nrw.de/
Baden-Württemberg: http://www.lag-mobil.de/
Bayern:http://www.streetwork-bayern.de/
Streetwork der Stadt Münster: Jahresberichte zum Download: http://www.muenster.de/stadt/jugendamt/jahresberichte.html
Treberhilfe Dresden: http://www.treberhilfe-dresden.de


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